In Between? – image and memory
Wanderausstellung

Fotografische Arbeiten eines internationalen Studierendenprojektes zu Gast in der Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse

27.04. – 30.06.2024

Studierende aus sieben europäischen Ländern trafen sich im August 2019 zu einem Fotographie- und Geschichtsworkshop in der Kaschubei, westlich von Danzig in der historischen Region Pommerellen. Im Piasnitzer Wald, wenige Kilometer von Neustadt (Wejherowo) entfernt, wurden zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Tausende von Menschen unterschiedlicher Herkunft durch die Nationalsozialisten ermordet. Mit den künstlerischen Mitteln der Fotographie beschreiben die Studierenden ihre individuelle Wahrnehmung des Erinnerungsortes im Piasnitzer Wald, der Kraft der Natur, der verborgenen Geschichte der Opfer.

Ein Projekt des Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität (Warschau) zu Gast am Lern- und GeDenkOrt Alt Rehse mit Unterstützung des Kulturreferates für Pommern und Ostbrandenburg.

Das Projekt „In Between? Memory and Image“ wurde gefördert durch die Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit. Die Präsentation der Ausstellung in Alt Rehse fördert die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

 

Ausstellungsort: Alt Rehse

Der Lern- und GeDenkOrt Alt Rehse informiert mit einer Dauerausstellung und Führungen über die ab 1934 errichtete „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ und das NS-Musterdorf Alt Rehse. Zwischen 1935 und 1941 diente die „Führerschule" der ideologischen Schulung von etwa 10.000 bis 12.000 Ärzten, Apothekern, Hebammen und anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen.

Die Wanderausstellung kann zwischen dem 27.04. und 30.06.2024 von Freitag bis Sonntag, 11:00 bis 16.00 Uhr und nach telefonischer Anfrage besichtigt werden.

Eröffnung und Vortrag fanden am: 27.04.2024 statt. Zum Kurzbericht von der Eröffnung.

Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse
Am Gutshof 34
17217 Alt Rehse
Tel.: 03962-221123

Ausstellungsflyer

Ein Projekt des Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität (Warschau/Warszawa)

Unter dem Titel „In Between? Image and memory“ trafen sich vom 24.-31. August 2019 Studierende aus 7 europäischen Ländern in Wejherowo in der Kaschubei, eine Region westlich von Danzig in der historischen Grenzregion Pommerellen.  Ihre Aufgabe bestand darin, sich mit der Geschichte der Region zu befassen und ihre Eindrücke und Erfahrungen künstlerisch mit den Mitteln der Fotografie auszudrücken.

Wenige Kilometer von der Stadt Wejherowo, die bis 1921 Neustadt hieß, entfernt wurden zu Beginn des Zweiten Weltkrieges durch Sondereinheiten der SS unter politischer Führung des Gauleiters für Danzig-Westpreußen Albert Forster über 12.000 Menschen in den Piasnitzer Wäldern erschossen. Es handelte sich hierbei um die erste systematisch durchgeführte Mordaktion der Nationalsozialisten im deutsch besetzten Europa. Zu den Opfern zählten Vertreter der polnischen sozialen und politischen Eliten, der kaschubischen Bevölkerung, die sich zu Polen bekannte, politische Gefangene aus dem Deutschen Reichsgebiet, deutsche und polnische Patienten psychiatrischer Einrichtungen, unter anderen aus Pommern. Das ausgedehnte Waldgebiet ist nach einem Dorf benannt, das auf Polnisch Piaśnica heißt und zugleich ein Synonym ist für die Verbrechen der deutschen Besatzungsmacht an der polnischen Zivilbevölkerung in den Jahren 1939-40.

„Euthanasie"-Opfer aus Pommern

Die nationalsozialistische Führung nutzte auf maßgebliche Initiative des Gauleiters für Pommern Franz Schwede-Coburg diese Exekutionsstätte in den Piasnitzer Wäldern, um bereits vor dem Beginn der zentralen „Aktion T4“ im Januar 1940 psychisch kranke Patienten zu töten. Davon betroffen waren auch Patienten der pommerschen Landesheilanstalt Stralsund, die im November 1939 als erste Anstalt im Reichsgebiet zwecks Umnutzung der Gebäude als SS-Kaserne geräumt wurde. Insgesamt 1400 Patienten aus den Anstalten des pommerschen Provinzialverbandes wurden bis Anfang Dezember 1939 in den Wäldern bei Piaśnica erschossen. Zu diesem Verband gehörten 1939 insgesamt 5 Heilanstalten: Ueckermünde, Lauenburg (Lębork), Treptow an der Rega (Trzebiatów), Stralsund, Meseritz-Obrawalde (Międzyrzecz).

Das Klinikum West (Helios) auf dem Gelände der früheren Landesheilanstalt Stralsund gedenkt mit zwei Mahnmalen auf dem Klinikgelände seiner Euthanasie-Opfer. Jedes Jahr gibt es zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar eine Veranstaltung. Im Bahnhofsgebäude Stralsund erinnert eine „Stolperschwelle“ (ebenso auf dem Klinikgelände) des Künstlers Gunter Demnig an die Transporte der Opfer nach Wejherowo. Die Wanderausstellung „In Between? Image and memory“ wurde in diesem Zusammenhang bereits 2020 in Kooperation mit dem Kreisdiakonischen Werk Stralsund e.V. und dem Hanseklinikum Stralsund in der Kulturkirche St. Jakobi Stralsund gezeigt.

 

Erinnerung an die Opfer vor Ort in Polen

Auf dem Gelände der Massenmorde in den Wäldern bei Piaśnica befinden sich symbolische Gräber und ein Sanktuarium der römisch-katholischen Kirche. In der Stadt Wejherowo wurde Ende 2015 ein staatliches Museum als Filiale der KZ-Gedenkstätte Stutthof gegründet. Zu diesem Zweck wurde das Haus „Villa Musica“, Wohnhaus einer polnischen Arztfamilie aus der Zwischenkriegszeit, 1939 enteignet und während der deutschen Besatzung Sitz der Gestapo, als Ausstellungs- und Museumsgebäude renoviert und 2023 eröffnet. Zwei Töchter des früheren Hausbesitzers Franciszek Pank wurden Opfer der Hinrichtungen in den Piasnitzer Wäldern.

Partner des Projektes:

  • Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), Oldenburg
  • Museum Piasnitzer Wälder in Wejherowo (Neustadt) – Muzeum Piaśnickie w Wejherowie
  • KZ-Gedenkstätte Stutthof, Sztutowo
  • Museum des Zweiten Weltkriegs, Danzig
  • Institut für nationales Gedächtnis (IPN), Danzig
  • Zentrum für zeitgenössische Kunst Łaźnia, Danzig

Partner der Wanderausstellung:

  • Kulturreferentin für Pommern und  Ostbrandenburg am Pommerschen Landesmuseum Greifswald
  • Pommersches Landesmuseum
  • Helios Hanseklinikum Stralsund
  • Kulturkirche St. Jakobi Stralsund
  • Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse

Vergangenge Ausstellungsorte:

  • Kulturkirche St. Jakobi Stralsund: 25.03.-15.06.2020
  • Präsentationen in Neustadt (Wejherowo) und Warschau (Warszawa): 2019

Die Teilnehmenden über das Projekt:

Dr. Jan Armbruster über die Krankenmorde: