Eine Delegation von Obstkundlern besuchte im September 2024 auf der Suche nach historischen Obstsorten den Drage-Nationalpark im Süden der Woiwodschaft Westpommern. Die Sortenkundler waren von Mitarbeiterin Ewa Wnuk-Gławdel aus dem Drage Nationalpark eingeladen, sich die Obstwiesen in diesem waldreichen Gebiet am Fluss Drage anzuschauen. Sie selbst hatte auf den Fach- und Publikumstagen des Pomologenvereins im November 2023 im Pommerschen Landesmuseum die Aktivitäten im Nationalpark vorgestellt.
Zum fachlichen Austausch in Westpommern konnten Ulrike Gisbier und Andreas Portugal vom Pomologenverein Mecklenburg-Vorpommern sowie Franziska Schwahn und Sebastian Weiland vom Streuobst-Sortengarten Ranzin aus Vorpommern gewonnen werden.
Der Auftakt des Besuchs war das Apfelfest am 14.09. in Drawnik am Ufer der Drage. Zur Ausstellung hatte Ulrike Gisbier eine Auswahl von ca. 40 verschiedenen Apfelsorten mitgebracht, die das Interesse der Besucher weckten. Sie bot auch die Bestimmung von selbst mitgebrachten Früchten an. Ein Besucher brachte zum Beispiel die Sorte „Gloria Mundi“, die besonders große, fast kiloschwere Früchte hervorbringt.
In Drawnik hatte der Nationalpark eine neue Obstwiese bepflanzt, die die beiden Obstbaumpfleger Andreas Portugal und Sebastian Weiland nutzten, um den Besuchern die erfolgreiche Obstbaumpflanzung und -pflege zu erläutern.
In Ergänzung zeigte und erläuterte Naturführer und Übersetzer Maciej Gławdel den Obstexperten die vielfältige und historsiche Landschaft des Drage Nationalpark. Hier gibt es an zwei Orten noch historische Obstwiesen, die von den ehemaligen deutschen Bewohnern angelegt wurden. Die stark verwilderten Flächen und vergreisten Bäume sollen nun bald erhalten, fachgerecht gepflegt und ihre Sorten ermittelt werden. Der Nationalpark plant die Fläche eines historischen Obstgartens in Konotop zu revitalisieren und neue Bäume mit den alten regionaltypischen Sorten zu pflanzen. Vergleichbare Angebote wie die des Pomologenvereins oder Initiativen wie die des vorpommerschen Streuobst-Sortengartens Ranzin sind in Westpommern bisher nicht bekannt. Deshalb soll der fachliche Austausch weitergeführt werden. Vorgesehen ist bereits die Schulung der Nationalparkmitarbeiter zur Pflege der Obstbäume im kommenden Frühjahr. Die historischen Sorten würden ohne das Engagement der Pomologen verschwinden.
Die Sortenvielfalt muss erhalten werden für den künftigen Obstbau. Ohne sie kann den Auswirkungen des Klimawandels wenig entgegengesetzt werden, denn neue Züchtungen profitieren von der genetischen Vielfalt.
Mitarbeiterin Ewa Wnuk-Gławdel freut sich auf die Zusammenarbeit. In Zukunft soll auch im Nationalpark die Obstvielfalt erforscht und Infomaterialien für Besucher bereitgestellt werden.
Text: Franziska Schwahn
Dieser Austausch wurde durch die Kooperation zwischen dem Pomologenverein, dem Nationalpark mit dem Kulturreferat des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald ermöglicht und aus den Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
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