Geschichte der Sammlungen

Auch wenn das Pommersche Landesmuseum jung ist – die Stiftung wurde 1996 gegründet – haben die Sammlungen eine lange Geschichte: Dazu gehören vor allem die Stettiner Gemäldesammlung, die Stiftung Pommern in Kiel sowie die Sammlung des Greifswalder Stadtmuseums.

Der Gesamtbestand umfasst rund 60.000 Objekte aus 14.000 Jahren Geschichte. Nur ein Teil davon wird in den Ausstellungen präsentiert. Zu den Höhepunkten der bedeutenden Kunstsammlung zählen Gemälde von Frans Hals, Caspar David Friedrich, Vincent van Gogh und Emil Nolde. Neben dem eigenen Bestand werden in den Ausstellungen Leihgaben verschiedener deutscher, schwedischer und polnischer Partner gezeigt. Ein Highlight ist der legendäre Croy-Teppich, der sich seit Jahrhunderten im Besitz der Universität Greifswald befindet.

Geschichte der Stettiner Sammlung

Stettin 1913–1945

Die Anfänge der musealen Sammlungen in Stettin reichen bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. 1834 wurde der Kunstverein für Pommern gegründet, der Werke für die Gemäldesammlung erwarb. Schenkungen und Vermächtnisse kunstliebender Bürgerinnen und Bürger ließen die Bestände allmählich anwachsen. 1878 wurde die Sammlung des Kunstvereins im neugegründeten Stadtmuseum ausgestellt. 1913 wurde der repräsentative Museumsneubau an der Hakenterrasse eröffnet. Maßgebliche Anregungen waren dabei von Heinrich Dohrn d. J. (1838–1913) ausgegangen, der einer Stettiner Fabrikantenfamilie entstammte und ein passionierter Förderer von Kunst und Wissenschaft war. Auf Vermittlung der Familie Dohrn war 1910 Walter Riezler (1878–1965) aus München zum ersten Direktor der Kunstsammlungen berufen worden. Er verlieh der Sammlung Profil und kaufte – teilweise gegen erhebliche Widerstände – Werke der Moderne an. Im Nationalsozialismus wurde Riezler 1934 abgesetzt und Otto Holtze übernahm die Leitung. Im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ verlor die Sammlung einige wichtige Werke.

Als 1945 die Front näher rückte, wurden etwa 200 Gemälde und ein Teil der Grafik von Stettin in zwei Eisenbahnwaggons nach Coburg, woher der damalige Stettiner Oberbürgermeister mit zahlreichen anderen NS-Funktionären stammte, überführt. Am 21. März begann unter der Leitung des Stadtbibliothekars Wilhelm Eggebrecht der Abtransport.

Coburg 1945–1970

Nach der mehrtägigen Eisenbahnfahrt traf Eggebrecht mit seinen Schätzen in Coburg ein. Die Gemälde waren gerade provisorisch in einer Schule untergebracht, als eine Bombe in das Gebäude einschlug. Die Gemälde blieben jedoch größtenteils unversehrt.

Das Stettiner Museumsgut wurde von der amerikanischen Militärverwaltung aus Sicherheitsgründen in das bei Coburg gelegene Schloss Tambach verlegt. Nach Kriegsende kamen die Bilder über den „Central Collecting Point“ in Wiesbaden nach München, gelangten aber 1956 nach und nach wieder an die Stadt Coburg, die sie ab 1962 in den Räumen der Kunstsammlungen der Veste Coburg präsentierte.

Stiftung Pommern in Kiel 1966–2000

Seit 1954 war Schleswig-Holstein Patenland von Pommern. 1966 verabschiedete der Landtag das Gesetz zur Errichtung der Stiftung Pommern, deren Aufgabe in der Erhaltung pommerschen Kulturguts bestand. Seit den 1970er Jahren baute die Stiftung eine Sammlung zur pommerschen Kunst- und Kulturgeschichte auf. Sie bestand hauptsächlich aus Dokumenten wie Fotografien, Landkarten und Autografen, aber auch Münzen und Medaillen. Daneben gab es eine umfangreiche Bibliothek. Bedeutende Bestände bildeten beispielsweise die Sammlungen Rabl-Virchow und Doering.

1969 wurde ihr durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Betreuung des Stettiner Kunstbesitzes übertragen. Diese Entscheidung löste teilweise heftige Proteste in Coburg aus; es folgten langwierige Verhandlungen. Ende 1970 konnten die Stettiner Gemälde und Grafiken jedoch die Reise nach Kiel antreten. Der Rantzau-Bau des Kieler Schlosses wurde ihr neues Zuhause.

Was damals niemand ahnen konnte: Die Sammlung sollte nochmals ihren Standort wechseln, ins neu gegründete Pommersche Landesmuseum. Im Dezember 1999 wurden die Gemälde aus Kiel nach Greifswald überführt und mit Beständen des Museums der Hansestadt Greifswald und der Universität vereinigt. So kehrten die Bilder nach Pommern zurück. 2000 wurde die Stiftung Pommern in Kiel aufgelöst, und auch die übrigen Bestände gingen an das Pommersche Landesmuseum über.

Geschichte des Greifswalder Museums

Museumsgründung im frühen 20. Jahrhundert

Der Impuls zur Greifswalder Museumsgründung ging von der Universität Greifswald und dem Kunstverein aus. Im Oktober 1918 wurden bei Renovierungsarbeiten im Rathaus drei Landkarten des 17. und 18. Jahrhunderts gefunden, unter ihnen die im Auftrag Herzog Philipps II. 1618 angefertigte Lubinsche Karte von Pommern. Sie bildeten den Grundstock für die Sammlung.1927 übergab die Universität Funde aus der Klosterkirche Eldena. Nach einigen Provisorien konnte 1928 der Umzug an den endgültigen Standort stattfinden: in die Klosterbibliothek des Franziskanerklosters (damals: Guardianshaus), heute Teil des Pommerschen Landesmuseums. Im Winter 1928/29 war die Sammlung bereits auf über 2000 Objekte angewachsen. Die feierliche Neueröffnung fand am 23. Juni 1929 statt. Als Sammel- und Forschungsgebiete bezeichnete der erste Direktor Adolf Kreutzfeldt in seiner Antrittsrede das Kloster Eldena, die Geschichte der Stadt und der Universität sowie die volkskundliche Abteilung, Landwirtschaft und Fischerei.

Ausbau der städtischen Kunstsammlung

Der Ankauf des Gemäldes „Ruine Eldena im Riesengebirge“ von Caspar David Friedrich, dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt, war 1934 Ausgang für die Entstehung einer Sammlung von internationaler Bedeutung. Daneben wurde ähnlich wie in Stettin zeitgenössische Kunst gesammelt. 1937 kam es im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ zu Beschlagnahmungen. Im Zweiten Weltkrieg wurden bereits 1941 Teile der Münz- und Grafiksammlung sowie Werke von C. D. Friedrich splitter- und feuersicher in die Greifswalder Sparkasse ausgelagert. 1942 folgten weitere Auslagerungen in das Schloss Quitzin westlich von Grimmen und 1943 in das Herrenhaus Schmoldow südlich von Greifswald. Große Teile der Sammlung gingen unwiederbringlich verloren.

Ein Meilenstein war der Ankauf des Aquarells „Der Greifswalder Marktplatz“ von C. D. Friedrich 1951. Trotz bescheidener Mittel konnten die Direktorinnen Sigrid Hinz (1955–1956) und Ursula Meyer (1959–1969) die Sammlung maßgeblich erweitern, auch um Zeitgenossen Friedrichs wie Wilhelm Titel, Johann Friedrich Boeck und Christian Johann Gottlieb Giese. Ab den 1960er Jahren gingen in erster Linie Werke von Künstlern und Künstlerinnen der Region in die Sammlung ein, so etwa von Otto Niemeyer-Holstein und Herbert Wegehaupt. Die Sammlungen des Stadtmuseums gingen 2000 vollständig an das Pommersche Landesmuseum über.

Neuzugänge seit 1996

In der Satzung der Stiftung Pommersches Landesmuseum ist der Sammlungsauftrag zur Bewahrung und Dokumentation von Kunst, Geschichte und Kultur der historischen Provinz Pommern fest verankert. Auch wenn Ankäufe nur in geringem Umfang aus Drittmitteln realisiert werden können, werden die Sammlungen daher seit Gründung der Stiftung kontinuierlich erweitert und insbesondere durch Schenkungen ergänzt und bereichert. So konnten beispielsweise mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder und anderer Stifter für die Galerie das Gemälde „Swinemünde an der Oder im Mondschein“ von Johan Christian Dahl, einem Norweger und Freund C. D. Friedrichs, oder für die landesgeschichtliche Ausstellung die Prunkvase von Eldena angekauft werden.