Projekte 2013
Grenzüberschreitende Jugendprojekte
„100 Jahre in 7 Tagen. Leben und Wirken von Willy Brandt“ – Studienreise nach Berlin und Warschau/Warszawa anlässlich des 100. Geburtstages von Willy Brandt
Im Rahmen der 3. bis 9. Juni 2013 anlässlich des 100. Geburtstages von Willy Brandt durchgeführten Studienreise beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der Wilhelm-Raabe-Schule in Lüneburg und des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Greifswald mit der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Auf den Spuren des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, des Außenministers und Bundeskanzlers Willy Brandt erkundeten die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer zunächst die deutsche Hauptstadt: Dort stand u. a. die Besichtigung des Mauermuseums mit dem berühmten Checkpoint Charlie auf dem Programm. Im Willy-Brandt-Haus und im Willy-Brandt-Forum, wo die Gruppe eine Ausstellungsrallye erwartete, wurde die politische Karriere des Sozialdemokraten Brandt thematisiert. Am Ende des Berliner Aufenthalts besichtigte die Projektgruppe die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Nationalsozialismus und das Jüdische Museum. Die Teilnehmerinnen und -teilnehmer der Studienreise beschäftigten sich dort mit verschiedenen Formen des Widerstands gegen das Naziregime in den 1930er und 1940er Jahren. Exemplarisch dafür stehen das Leben Brandts im norwegischen Exil und seine Tätigkeit als Journalist.
Im Anschluss an den Aufenthalt in Berlin führte die Reise weiter nach Warschau, wo die Ostpolitik des Friedensnobelpreisträgers den Schwerpunkt bildete. Die Zerstörung Warschaus, die Vernichtung der kulturellen Heterogenität Polens sowie die mit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung stehenden Phänomene wie Flucht, Zwangsumsiedlung und Vertreibung sowie die Folgen des Potsdamer Abkommens für Deutschland und Polen wurden erläutert und gemeinsam diskutiert. Den Höhepunkt des Aufenthaltes in Warschau stellte zweifelsohne die Besichtigung des Ehrenmals der Helden des Warschauer Ghettos, an dem 1970 Willy Brandt kniete, dar. Der Kniefall ist bis heute ein wichtiges Symbol der deutsch-polnischen Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Besuch im Museum des Warschauer Aufstandes sowie eine thematische Stadtrallye rundeten den Aufenthalt in Warschau ab.
Das Projekt fand in Kooperation mit der Wilhelm-Raabe-Schule in Lüneburg, dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Greifswald und der Kulturreferentin für Ostpreußen am Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg statt.
„Landschaft unter Riegel“ – Landleben in Pommern im 19. und frühen 20. Jahrhundert am Beispiel des Dorfes Schwolow/Swołowo – Projektwoche für Kinder und Jugendliche mit Handicaps
„Landschaft unter Riegel“, so bezeichnet man die Region zwischen den pommerschen Städtchen Leba/Łeba und Rügenwalde/Darłowo, deren Landschaft von Fachwerkbauten geprägt ist. Erhalten geblieben sind bis heute ca. 2.500 historische Gebäude vom 16. bis 20. Jahrhundert. Das Zentrum der Landschaft ist das Dorf Schwolow/Swołowo. Mit finanzieller Unterstützung der europäischen Union und der Wojewodschaft Pommern konnten im ehemaligen Gehöft des pommerschen Bauern Albrecht ein Freilichtmuseum und ein Zentrum zur Förderung der Kultur der pommerschen „Landschaft unter Riegel“, einem wichtigen Aspekt des pommerschen Kulturerbes, entstehen. Seit der Eröffnung im Mai 2012 bietet das Museum für pommersche Volkskultur in Schwolow/Swołowo ein einmaliges didaktisches Programm zum Landleben in Pommern im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Im Rahmen der vom 16. bis 20. September 2013 durchgeführten Projektwoche beschäftigten sich ca. 25 Kinder und Jugendliche aus dem Evangelischen Zentrum „Martinschule“ in Greifswald und dem Sonderschulzentrum in Falkenwalde/Tanowo mit traditionellen pommerschen Bau-, Back-, Näh- und Webtechniken. Zudem lernten Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer verschiedene Anbau- und Erntetechniken kennen und bekamen die Gelegenheit sich eigenständig um Tiere zu kümmern. Durch die Lage des Dorfes in der Nähe von Stolpmünde/Ustka waren thematische Ausflüge mit attraktiver Freizeitgestaltung jederzeit möglich.
Das Projekt fand in Kooperation mit dem Sonderschulzentrum Falkenwalde/Tanowo, dem Evangelischen Schulzentrum „Martinschule“ in Greifswald und dem Museum für Pommersche Volkskultur in Schwolow/Swołowo statt.
Grenzüberschreitende Projekte
„Stettiner Filmstars“ – Filmschau
Seit 2010 führt die Kulturreferentin in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte und Internationale Beziehungen der Universität Stettin/Szczecin und dem Staatarchiv Stettin/Szczecin das Projekt „Stettiner Filmstars“ durch. Ziel des Projektes ist es, der Stettiner Bevölkerung das Leben und Werk der um die Jahrhundertwende in Stettin geborenen Stars der Filmgeschichte wie Heinrich George, Hans-Heinrich von Twardowski, Hugo Döblin und Dita Parlo vorzustellen. 2013 entschlossen sich die Veranstalter den thematischen Schwerpunkt auf die Stadt Stettin und ihre Geschichte zu legen. Anhand historischer Dokumentarfilme aus dem Bestand zahlreicher polnischer Filmarchive und des Bundesfilmarchivs in Berlin wurden an drei Tagen ausgewählte Aspekte der Geschichte Stettins vor und nach 1945 in Filmvorführungen präsentiert und öffentlich diskutiert: So wurde am 3. Dezember die Stadt Stettin in deutschen Filmproduktionen aus dem Zeitraum von 1897 bis 1943 und am 4. Dezember im polnischen Dokumentarfilm zwischen 1945 und 1980 thematisiert. Am letzten Projekttag wurden Filme, die sich filmisch der Stettiner Umgebung widmen, gezeigt. Auch bei der diesjährigen Edition des Projektes wurde deutlich, dass das Interesse der Stettiner Bevölkerung an der (deutschen) Vergangenheit ihrer Stadt sehr groß ist. Zum ersten Mal konnte der Verein „Terra Incognita“ aus Königsberg in der Neumark/Chojna für das Projekt gewonnen werden.
„’Groß Pommern’. Religionen und Konfessionen“
Bei der Tagung, die vom 16. bis 18. Oktober 2013 in Kooperation mit der Pommerschen Akademie in Stolp/Słupsk stattfand, handelte es sich um ein interdisziplinäres Symposium zur Pflege und Bewahrung der kulturellen Identität in der historischen Region Pommern. Die Vorträge gingen Fragen der religiösen und konfessionellen Identität in Pommern nach. Über eine Analyse der katholischen und evangelischen (Kultur-) Geschichte in Pommern hinaus wurden Themen wie religiöse Minderheiten (Juden, Mennoniten etc.) wie auch vorchristliche – sowohl germanische als auch slawische – Kulte in Pommern thematisiert. Ein besonderes Anliegen war den Veranstaltern dabei die Darstellung der vielfältigen religiösen, konfessionellen und kulturellen Einflüsse in der geistigen Welt Pommerns früher und heute.
Veranstaltungen im Pommerschen Landesmuseum
„August“ – Lesung in Erinnerung an Christa Wolf
Ein Jahr nach ihrem Tod erschien die letzte Erzählung von der in Landsberg a. d. Warthe geborenen Christa Wolf – „August“. Sie vertieft darin ein Motiv aus dem autobiographischen Roman „Kindheitsmuster“ von 1976: In einer Lungenanstalt in Boltenhagen in Mecklenburg befreunden sich 1946 ein 8jähriger Flüchtlingsjunge und die 17jährige Lilo – hinter dieser Figur verbirgt sich niemand anders als die jugendliche Christa Wolf. Es las Marta Dittrich, bis Juni 2012 Schauspielerin am Theater Vorpommern. Die Lesung fand am 16. Juni im Pommerschen Landesmuseum statt.
„Pandolfis Consort“ – Musik aus Pommern
Das 2004 in Wien gegründete Originalklangensemble Pandolfis Consort hat es sich zur Aufgabe gemacht, einem interessierten Publikum selten gespielte Werke, zum Teil vergessener Komponisten näher zu bringen. Beim Konzert im Pommerschen Landesmuseum am 25. August 2013 führte das Ensemble Werke von den pommerschen Komponisten Förster, Erben, Podbielski, Vierdanck, Movius und Volckmar auf.
Greifswalder Kulturnacht
Seit 11. Jahren findet am zweiten Freitag im September eine ganz besondere Veranstaltung statt: An dem Abend eröffnen alle – große wie kleine – Kultur- und Bildungseinrichtungen in Greifswald ihre Türen für interessiertes Publikum. An bekannten und teilweise ungewöhnlichen Orten wird ein farbenreiches und originelles Kulturprogramm geboten. Das Angebot reicht von speziellen thematischen Führungen und Ausstellungen bis Theateraufführungen, Konzerten und Lesungen. Auch die Kulturreferentin beteiligt sich am Programm der Kulturnacht. Im Jahr 2013 wurden im Rahmen der Greifswalder Kulturnacht thematische Kurzfilme zum Thema Ostsee und Meer sowie ein Jazz-Konzert des Stettiner Szymon Orłowski Jazz Set angeboten. Die Veranstaltung zählte über 300 Besucher.
„’Polens Wilder Westen’ – Erzwungene Migration und die kulturelle Aneignung des Oderraums 1945-1948“ – Buchpräsentation & Vortrag
Die Historikerin, Germanistin und Kulturwissenschaftlerin Beata Halicka setzte sich in ihrem Vortrag u. d. T. „’Polens Wilder Westen’ – Erzwungene Migration und die kulturelle Aneignung des Oderraums 1945-1948“, den sie am 29. Oktober 2013 im Pommerschen Landesmuseum hielt, mit dem Prozess der Übernahme der deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Grenze durch Polen nach dem Zweiten Weltkrieg auseinander.
In ihrem Vortrag thematisierte sie das herrschende Chaos und das im Oderraum geltenden Recht des Stärkeren - den sog. „Wilder Westen“. Sie sprach aber auch von vorübergehenden Begegnungen und oft kompliziertem Zusammenleben von Deutschen, Polen und Angehörigen der Sowjetarmee. Facettenreich, mit großer Anschaulichkeit und aus Sicht zahlreicher Betroffener erzählte Halicka die Geschichte vom Untergang einer alten und der Bildung einer neuen Grenzlandschaft und ist ein wichtiger Beitrag zur Erforschung der Kulturgeschichte des Oderraumes.
„Entwurzelt – Polnische DPs in Lübeck“/„Wykorzenieni – Polscy Dipisi w Lubece“ – Ausstellung im Rahmen des Festivals polnischer Kultur „polenmARkT”
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs lebten in Lübeck rund 30.00 polnische “Displaced Persons” – zumeist ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung und der Sparkassenstiftung Lübeck und in Zusammenarbeit mit den Universitäten Stettin und Oldenburg konnten Schülerinnen und Schüler des IX Liceum Ogólnokształcące Stettin, des Trave-Gymnasiums und der Baltic-Schule Lübeck Zeitzeugen befragen und bisher unbekannte Archivbestände auswerten.
Die Ausstellung ist eine Spurensuche zu Leben und Alltag der polnischen DPs zwischen Lager und Lübeck als neuer Heimat. Sie zeigt aber auch das Schicksal derjenigen Polen, die nach dem Krieg ein neues Leben im polnischen Szczecin begannen. Vom 17. bis 28. November 2013 konnte die Ausstellung im Rahmen des Festivals polnischer Kultur „polenmARkT“ im Pommerschen Landesmuseum gezeigt werden. Das Projekt wurde durch den Förderverein Akademiezentrum Sankelmark gefördert.
Advent am Grauen Kloster – „Pommerscher Kunsthandwerkermarkt"
Im Rahmen des jährlich am ersten Advent stattfindenden Kunsthandwerkermarktes wird im Pommerschen Landesmuseum hochwertiges pommersches Handwerk durch regionale Kunsthandwerker und Kunsthandwerkerinnen präsentiert. Ergänzt wird der zweitägige Markt traditionell durch ein thematisches Begleitprogramm mit Konzerten, Lesungen, Theater und Mitmachangeboten für Kinder und Erwachsene. Im Jahr 2013 besuchten den Pommerschen Kunsthandwerkermarkt rund 3.300 Besucher.
Exkursionen „Komm, ins Offene!“
Im Jahr 2013 konnten im Pommerschen Landesmuseum fünf Tagesexkursionen sowie eine Zwei-Tagesexkursion, an denen insgesamt 240 Personen teilnahmen, angeboten werden. Die Exkursionen werden von Dr. Frauke Fassbinder vorbereitet und in Kooperation mit der Kulturreferentin durchgeführt.
Zu den Exkursionszielen zählten u. a. ausgewählte Orte in der Neu- und Grenzmark (Mai 2013), Herrenhäuser und Gutsdörfer zwischen Neubrandenburg und Stavenhagen (August 2013), Höhepunkte sakraler Kunst in der Umgebung von Barth (Oktober 2013), die Ausstellung „Das goldene Zeitalter Pommerns“ im Stettiner Nationalmuseum sowie der Stettiner Hauptfriedhof (November 2013). Im September 2013 wurde eine poetische Wanderung auf Hiddensee angeboten.