Sonderausstellung
Wanderausstellung
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In Between? - image and memory
Fotografische Arbeiten eines internationalen Studierendenprojektes am Erinnerungsort
Die erste Station der Wanderausstellung war der Turm der Kulturkirche St. Jakobi in Stralsund. Da die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sowie Projektpartner verteilt über ganz Europa leben, fand die Vernissage online statt und in Form von Audiobeiträgen, die hier zum Hören veröffentlicht wurden.
Studierende aus sieben europäischen Ländern trafen sich im August 2019 zu einem Fotografie- und Geschichtsworkshop in der Kaschubei, westlich von Danzig in der historischen Grenzregion Pommerellen. Im Piasnitzer Wald, wenige Kilometer von Neustadt (Wejherowo) entfernt, wurden zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Tausende von Menschen unterschiedlicher Herkunft durch die Nationalsozialisten umgebracht. Zu den Opfern zählten Patienten der pommerschen Landesheilanstalt Stralsund. Mit den künstlerischen Mitteln der Fotografie beschreiben die Studierenden ihre individuelle Wahrnehmung des Erinnerungsortes im Piasnitzer Wald, der Kraft der Natur, der verborgenen Geschichte der Opfer.
Euthanasie-Opfer aus Stralsund
Die nationalsozialistische Führung nutzte auf maßgebliche Initiative des Gauleiters für Pommern Franz Schwede-Coburg diese Exekutionsstätte in den Piasnitzer Wäldern, um bereits vor dem Beginn der zentralen »Aktion T4« im Januar 1940 psychisch kranke Patienten zu töten. Davon betroffen waren auch Patienten der pommerschen Landesheilanstalt Stralsund, die im November 1939 als erste Anstalt im Reichsgebiet zwecks Umnutzung der Gebäude als SS-Kaserne geräumt wurde. Insgesamt 1400 Patienten aus den Anstalten des pommerschen Provinzialverbandes wurden bis Anfang Dezember 1939 in den Wäldern bei Piaśnica erschossen. Zu diesem Verband gehörten 1939 insgesamt 5 Heilanstalten: Ueckermünde, Lauenburg (Lębork), Treptow an der Rega (Trzebiatów), Stralsund, Meseritz-Obrawalde (Międzyrzecz). Das Klinikum West (Helios) auf dem Gelände der früheren Landesheilanstalt Stralsund gedenkt mit zwei Mahnmalen auf dem Klinikgelände seiner Euthanasie-Opfer. Jedes Jahr gibt es zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar eine Veranstaltung. Im Bahnhofsgebäude Stralsund erinnert eine »Stolperschwelle« (ebenso auf dem Klinikgelände) des Künstlers Gunter Demnig an die Transporte der Opfer nach Wejherowo.
Weitere Hintergrundinformationen zur Ausstellung.
»In Between? - image and memory« ist ein Projekt des Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität, Warschau. Die Ausstellungspräsentation in Stralsund wird veranstaltet in Kooperation mit der Kulturreferentin für Pommern und Ostbrandenburg am Pommerschen Landesmuseum, dem Helios Hanseklinikum Stralsund, der Erinnerungs- Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e.V. und dem Kreisdiakonischen Werk Stralsund e.V.
Mehr Informationen über den Projekttäger: https://enrs.eu/inbetween
Die Ausstellung kann auch in Ihre Einrichtung reisen. Bei Interesse melden Sie sich unter:
kulturreferat@pommersches-landesmuseum.de
Online-Vernissage zur Fotoausstellung des Projektes »In Between? - image and memory« in Stralsund
Trotz europaweiter Lockerungen der Corona-Einschränkungen und der Präsentation der Ausstellung für Besucher und Besucherinnen in der Kulturkirche St. Jakobi in Stralsund, können die beteiligten Partner für eine gemeinsame Vernissage in Stralsund nicht zusammenkommen. Ihre Wortbeiträge laden allerdings dazu ein, online in die Stimmung der Ausstellung reinzuhören.
Folge 1: Begrüßung durch Dorota Makrutzki, Kulturreferentin für Pommern und Ostbrandenburg - warum zeigen wir diese Ausstellung in der Kulturkirche St. Jakobi in Stralsund?
Copyright Pommersches Landesmuseum, Atmo: hoerspielbox.de
Folge 2: Begrüßung und Einführung durch Annemarie Franke, Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität
Copyright Pommersches Landesmuseum und ENRS, Atmo: hoerspielbox.de
Folge 3: Annemarie Franke: Der Erinnerungsort Piasnitzer Wald und das Projekt »In Between? - image and memory«
Copyright Pommersches Landesmuseum und ENRS, Atmo: hoerspielbox.de
Folge 4: Interview mit Dr. Jan Armbruster, Helios Hanseklinikum Stralsund
Copyright Pommersches Landesmuseum, Atmo: hoerspielbox.de
Bis in die 1990er Jahre lag die Geschichte der deportierten und ermordeten Patienten der pommerschen Anstalten unter einem Deckmantel des Schweigens. Die ersten Impulse zur Aufarbeitung dieser Verbrechen kamen nicht selten von den in den betroffenen Anstalten beschäftigten Ärzten. Insgesamt etwa 1.400 Patienten des pommerschen Provinzialverbandes wurden nach Piasnitz (Piasnica) gebracht und erschossen. Die Krankenbücher der Stralsunder Heilanstalt weisen bei 300 Namen einen Passus „verlegt in Westpreußische Anstalt“ auf – dies war eine Chiffre für die verschleierten Morde.
Ein Gespräch mit Dr. Jan Armbruster, dem leitenden Oberarzt der forensischen Psychiatrie am Helios Hanseklinikum Stralsund zu dem Umgang mit dem NS-Erbe.
Die Präsentation der Ausstellung in Stralsund wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.