Als wäre man dabei

Armin Münch, Sonnenblumen, 1976
Armin Münch, Sonnenblumen, 1976

Zeichnungen, Drucke und Aquarelle aus dem Nachlass von Armin Münch

Der Künstler Armin Münch (1930 – 2013) hat sich zeitlebens mit ungebremster Entdeckerfreude sowohl mit der Weltliteratur und der Geschichte als auch mit unserem alltäglichen Leben beschäftigt. Humorvoll und kritisch hat er seine Beobachtungen in zahlreichen Zeichnungen und Druckwerken festgehalten. Im Sommer 2013 übertrug er dem Pommerschen Landesmuseum eine umfangreiche Schenkung von 1100 Zeichnungen und Druckgrafiken. Nach seinem Tod am 21. August 2013 wurde diese Schenkung von Marianne Münch großzügig um 135 Skizzenbücher und zahlreiche Mappenwerke erweitert.
Eine Auswahl aus diesen Schenkungen zeigte das Pommersche Landesmuseum bereits vom 2. April bis 1. Juni 2014 („Totentanz“) und vom 12. Mai bis 31. Juli 2022 („Störtebeker“).

Die Schenkung aus diesem Jahr beinhaltet frühe und bedeutende Mappenwerke mit Lithografien zu Herman Melvilles „Moby Dick“, Ernest Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ und zur Legende um Klaus Störtebeker.

„Frische und Unmittelbarkeit, Konzentration auf das Wesentliche und eine poetische Grundstimmung seiner Arbeiten kennzeichnen ihn als vorbildlichen Realisten, der in immer neuer bildkünstlerischer Form die Vielfalt und Breite des Lebens Gestalt werden lässt.“
(Hannelore Gärtner, „Poesie und gestalterische Kraft. Zum Zyklus „Moby Dick“ von Armin Münch“ in Bildende Kunst, Heft 1, 1966, S. 21)

Teil dieser Schenkung sind neben den Lithografie-Zyklen, die Themen aus der Weltliteratur und der Weltgeschichte behandeln und die zweifellos zum bekannten und geachteten Hauptwerk des Künstlers zählen, auch zahlreiche wenig bekannte Zeichnungen und Aquarelle, die bisher kaum in der Öffentlichkeit gezeigt wurden.
Dazu gehören die Auseinandersetzungen des Künstlers mit dem eigenen Ich, in der Form von immer wieder neu entstandenen Selbstporträts. Sie geben Auskunft über das humorvolle Temperament und die unruhige Wissbegierde Münchs und man erfährt durch sie auch einiges über seine jeweilige Verfasstheit.

Eine Besonderheit der Schenkung bilden die vielen Arbeiten, die Armin Münch ganz privat seiner Frau Marianne widmete. Diese auch außerhalb des Valentinstages oder zum Geburtstag gezeichneten und aquarellierten liebevollen Grüße an seine „Nanne“ sind noch nie ausgestellt worden. Zumeist nutzte er für diese Arbeiten, dem Anlass entsprechend, verschiedene Blumenmotive oder er erinnerte an gemeinsame Erlebnisse und Reisen.

Verschiedene Reiseimpressionen, die gerade bei den Ostseelandschaften auch gern auf romantische Vorbilder wie Caspar David Friedrich verweisen, runden diesen erneuten kleinen Einblick in das Werk Armin Münchs und diese Schenkung ab.

 

Biographisches von Armin Münch

Geboren am 1. Mai 1930 in Rabenau bei Dresden. Begeisterte Beschäftigung in der Kindheit: immer Zeichnen. Am 13. Februar 1945 Bombenangriff auf Dresden erlebt. 1946 Graphischer Zeichner – Lehre im Sachsenverlag Dresden. 1950 – 1955 Studium – Hochschule für Bildende Künste Dresden. 1955 Heirat mit Marianne Koch. 1955 Wahlheimat Rostock. 1957 Maja geboren. 1962 Anja geboren. 1958 – 1960 Meisterschüler der Deutschen Akademie der Künste in Berlin bei Hans Theo Richter, Max Schwimmer und Josef Hegenbarth 1960 – 1970 freischaffend in Rostock. 1970 Nationalpreis. 1976 Professor. 1970 – 2000 Künstlerische Lehrtätigkeit: Kunsthochschule Berlin Weißensee, E.-M.-A.-Universität Greifswald (1976 – 1991), Förderkurse für Malen und Zeichnen, Kunsthochschule Bochum IBKK, Universität Rostock, Ausstellungen im In- und Ausland, Studienreisen. Gestorben am 21. August 2013 in Rostock.

 

Text: Mario Scarabis
Online-Redaktion: Julia Kruse

 

Über die Rubrik: Neu im Museum
Unter dieser Rubrik stellt das Pommersche Landesmuseum regelmäßig neue Objekte vor: Leihgaben, Schenkungen oder Ankäufe aus den verschiedensten Bereichen der pommerschen Kultur, Kunst und Geschichte. Alle zwei Monate erwartet Sie hier ein neuer spannender Einblick in unsere Ausstellungen, Archive und Depots. Viel Spaß beim Lesen!

Einige Werke der Schenkung sind vom 15.07.–20.08.2023 ausgestellt.

Am 16. August 2023, 12.00 Uhr, wird Mario Scarabis innerhalb der Reihe „Kunstpause“ unter dem Titel: „Zeichnend durch das Leben“ weitere Arbeiten Armin Münchs vorstellen und auf die zeichnerische Vitalität Münchs und seine von Humanismus und sozialer Gerechtigkeit geprägte menschliche Lebenshaltung eingehen.

Armin Münch, Selbstporträt, 1963
Armin Münch, Selbstporträt, 1963
Armin Münch, Kreidefelsen, 2002
Armin Münch, Kreidefelsen, 2002
Armin Münch, Die Mädchen im Boot II, Holzschnitt, Folge „Meermenschen“, 1961–1970
Armin Münch, Die Mädchen im Boot II, Holzschnitt, Folge „Meermenschen“, 1961–1970
Armin Münch, Die Siegerin, Holzschnitt, Folge „Meermenschen“, 1961–1970
Armin Münch, Die Siegerin, Holzschnitt, Folge „Meermenschen“, 1961–1970
Armin Münch, Hockende Nackte in der Brandung, Holzschnitt, Folge „Meermenschen“, 1961–1970
Armin Münch, Hockende Nackte in der Brandung, Holzschnitt, Folge „Meermenschen“, 1961–1970