Alt und neu: Die gläserne Museumsstraße zwischen Grauem Kloster und dem Backsteinbau der Klosterbibliothek
heute offen: 10 – 17 Uhr

Geschichte des Ortes

Das preisgekrönte Bauensemble des Pommerschen Landesmuseums verbindet in imposanter Weise gotische, klassizistische und zeitgenössische Architektur. Der Standort hat eine lange Tradition: 1262 gründeten Franziskanermönche hier das „Graue Kloster“, wie es mit Blick auf die Farbe der Mönchsgewänder hieß. Unweit des gleichzeitig entstehenden Marktplatzes errichteten sie die Klosterkirche mit Kreuzgängen und angrenzenden Ess-, Schlaf- und Arbeitsräumen. In der Reformationszeit wurde das Kloster aufgelöst; in den Klostergebäuden eröffnete die Stadt eine Schule und ein Armenhaus.

Chronologie des Bauensembles

1262
Gründung des Franziskanerklosters („Graues Kloster“)

1270/1280
Bau der Klosterkirche, weitere Bauten in der Folgezeit, darunter Konventsgebäude (1. Hälfte 14. Jh.) und Klosterbibliothek (Ende 15. Jh.)

1556
Auflösung des Klosters

ab 1561
Stadtschule in den östlichen Klostergebäuden

ab 1564
Armenhaus in den westlichen Klostergebäuden

1757
Aufgabe des Kirchenchores, Reparatur des Kirchenschiffs

1789–95
Abriss der ehemaligen Klosterkirche

1793–97
Neubau der Stadtschule („Quistorpbau“)

1800
Umbauten im Inneren der Klosterbibliothek

1819/27
Abriss der als Armenhaus genutzten westlichen Klosterflügel

1834–1928
Kinderstube in der ehemaligen Klosterbibliothek

1843–45
Errichtung eines neuen Armenhauses „Hospital zum Grauen Kloster“

1870
Auszug des Gymnasiums aus dem Quistorpbau, Einzug der Knabenmittelschule

1929–99
Museum in der Klosterbibliothek und im Konventsgebäude

1945–81
Grundschule für Knaben III, später Heinrich-Heine-Schule im Quistorpbau

1981–98
Kindertagesstätte im Quistorpbau

1996
Gründung der Stiftung Pommersches Landesmuseum

1998
Beginn der Sanierung und Erweiterung der Museumsbauten durch die Architekten Sunder-Plassmann, Kappeln

2000
Eröffnung der Gemäldegalerie des Pommerschen Landesmuseums im Quistorpbau

2005
Eröffnung des Pommerschen Landesmuseums

Graues Kloster

Das im östlichen Klosterareal untergebrachte Armenhaus erhielt 1843–45 einen Neubau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von Flüchtlingen, Vertriebenen und Älteren bezogen, in den 1970er Jahren umgebaut und bis 1999 als Altenheim genutzt. Der vormals wenig attraktive Innenhof ist heute das lichtdurchflutete, glasüberdachte Herzstück des Gebäudes. 

Für die Ausstellungen zur pommerschen Landesgeschichte wurde im Keller das eindrucksvolle massive Gewölbe saniert. Im Obergeschoss blieb die ursprüngliche Raumaufteilung der Wohnzellen des Armen- und Altersheims in den Ausstellungskabinetten erhalten. Für den einzigartigen Croy-Teppich entstand ein über zwei Geschosse reichender abgedunkelter Saal.

Museumsstraße

Auf der Rückseite des Grauen Klosters schließt sich die lichtdurchflutete, acht Meter hohe und 74 Meter lange Museumshalle an. Der großflächig verglaste Raum besteht aus einer Stahlkonstruktion mit einem nach innen geneigten Schmetterlingsdach. Mit der gläsernen Halle gelang den Architekten Sunder-Plassmann die Quadratur des Kreises: Die bestehenden älteren Bauten werden zu einem Gesamtkomplex zusammengefasst, ohne dass ihnen ihre Eigenständigkeit und Identität genommen wird. Gleichzeitig dient die Museumsstraße als Veranstaltungsort.

Klosterbibliothek

Mit ihrem roten Backsteinmauerwerk schließt die spätgotische „Klosterbibliothek“ an die Museumsstraße an. Sie wurde lange als „Guardianshaus“ bezeichnet, da man sie für das einstige Wohnhaus des Klostervorstehers hielt. Der heute von Bildung und Vermittlung sowie Verwaltung genutzte Bau entstand Ende des 15. Jahrhunderts.

Nach der Reformation wurde das Gebäude zeitweise als Schulgebäude genutzt. 1929 zog das Heimatmuseum ein. Nach mehreren Umbauten – 1955/56 und 1977/81 – sind im Inneren nur geringe Reste der Originalsubstanz erhalten. Dazu gehören äußerst ungewöhnliche Terrakottafiguren, die beim Einbau des Treppenhauses 1977/81 entdeckt und freigelegt wurden. Die um 1300 entstandenen, später enthaupteten Figuren stehen in spätgotischen Nischen.

Konventsgebäude

An die Klosterbibliothek schließt das ehemalige Konventsgebäude des Franziskanerklosters an, das seit den 1950er Jahren durch das Greifswalder Stadtmuseum genutzt wurde. In den langgestreckten Backstein-Neubau sind mittelalterliche Kellergewölbe und Wandpartien aus dem frühen 14. Jahrhundert integriert. Heute werden hier Sonderausstellungen gezeigt.

Quistorpbau

Auf den Fundamenten der Kirche des 1556 aufgelösten Franziskanerklosters wurde 1793–97 nach Plänen des Malers und Architekten Johann Gottfried Quistorp, des Zeichenlehrers von Caspar David Friedrich, eine Schule errichtet und 1846 erweitert. 1981–98 diente das Gebäude als Kindergarten.

2000 öffnete hier die Gemäldegalerie ihre Tore, die derzeit zur Galerie der Romantik umgebaut wird.

Das Gebäudeensemble wird durch Gärten ergänzt.