Ein deutsch-polnischer Workshop zum gemeinsamen Erbe des Herzogtums Pommern
Text von Dorota Makrutzki und Robert Kupisiński
Der Workshop wurde durch das Kulturreferat für Pommern und Ostbrandenburg am Pommerschen Landesmuseum, das Mittelpommersche Museum in Stolp (Muzeum Pomorza Środkowego w Słupsku) sowie durch Universität Pommern in Stolp (Uniwersytet Pomorski w Słupsku) organisiert. Gastorganisationen waren die Universität Greifswald, Hanse- und Universitätsstadt Greifswald, Marschalamt der Wojewodschaft Westpommern (Urząd Marszałkowski Województwa Zachodniopomorskiego, Wydział Współpracy Terytorialnej i Turystyki), Westpommersche Regionale Tourismusorganisation (Zachodniopomorska Regionalna Organizacja Turystyczna) und Tourismusverband Vorpommern e.V.. Die Veranstaltung war aus den Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert und fand im Rahmen des Festivals polenmARkT statt.
Ein Fachaustausch mit KollegInnen aus dem Mittelpommerschen Museum in Stolp fand in Greifswald am 24. November 2023 statt. Der Standort des polnischen Partnermuseums liegt weit auf dem östlichen Flügel der historischen Region Pommern und schon innerhalb der Verwaltungsgrenzen der Wojewodschaft Pomorskie/Pommern, mit Hauptstadt in Gdańsk/Danzig. Als letzter Wohnsitz von Anna von Croy und Ruhestätte für sie und ihren Sohn Ernst Bogislaw ist Stolp eine Perle auf der pommerschen Greifenroute.
Eine Führung durch die landesgeschichtliche Ausstellung im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald (PLM) mit vielen Schätzen aus der Geschichte des Herzogtums Pommern veranschaulichte die historischen Verbindungen in der grenzüberschreitenden Region und bildete die Grundlage für den weiteren Fachaustausch mit MuseologInnen und TouristikerInnen.
Ein Austausch zu museumspädagogischen Aktivitäten, Präsentationsformen, Museumstechnik, Publikationen und Kommunikationsstrategien wurde durch Impulspräsentationen zu folgenden Themen angeregt:
- Thematischer Zuschnitt der Bildungsprogramme zu den Greifen in Stolp/Słupsk (Rafał Foltyn, Słupsk)
- Projekte des Marschallamtes Zachodniopomorskie/Westpommern im Bereich des Kulturerbes des Herzogtums Pommern (Magdalena Bulikowska, Szczecin)
- „Als Gast durch die Dauerausstellung“ – subjektiver Erfahrungsbericht aus der Perspektive einer polnischsprachigen Besucherin im PLM (Sabina Wacławczyk, Szczecin)
- Rückblick auf ausgewählte grenzübergreifende Projekte – Auswertung der bisherigen Herangehensweisen (Robert Kupisiński, Słupsk/Dorota Makrutzki, Greifswald).
Die Sprachbarriere und die daraus resultierenden Herausforderungen in der Kommunikation begleiten alle Anwesenden in ihrem Arbeitsalltag. Probleme in der Übersetzung der Fachbegriffe, Konzipierung von zielgruppenorientierten Bildungsangeboten sind bei allen an der Tagesordnung. Hier kam die Gruppe der Studierenden der Germanistik von der Universität Pommern in Stolp (Uniwersytet Pomorski w Słupsku) zu Hilfe. Unter der Leitung von Mariola Smolińska, Pauline Kudell und Florian Krüger haben die Studierenden an einem Glossar mit Übersetzungsvorschlägen gearbeitet, welches von beiden Museen genutzt werden kann. Ein Problem stellt die Übersetzung einiger überlieferten und in der geschichtlichen Literatur tradierten Fachbegriffe, die für die heutigen Museumsgäste unbekannt oder befremdlich sind. Die Jugendlichen haben sich z.B. fast einstimmig gegen die Verwendung des altpolnischen Begriffs „opona“ für den Croy Teppich ausgesprochen. Die Sprache unterliegt einem ständigen Wandel und es ist wichtig und ratsam, dass Bildungseinrichtungen aktuelle Entwicklungen berücksichtigen. Ebenfalls intensiv in der Runde wurden Strategien der Mehrsprachigkeit und Bedeutung der leichten Sprache diskutiert.
Das Ziel des Treffens haben Organisatoren Dorota Makrutzki, Mariola Smolińska und Robert Kupisiński im Vorfeld wie folgt formuliert:
Wie kann die Erreichbarkeit für polnische/deutsche BesucherInnen/ProjektteilnehmerInnen in den Einrichtungen verbessert werden? Gelten die gleichen Schlussfolgerungen für Einrichtungen in Polen und Deutschland? Welche identitätsstiftende Rolle hat die Geschichte des Herzogtums Pommern in den Regionen heute? Erfahrungen aus bisher umgesetzten Projekten bündeln – Unterschiede in der Wahrnehmung, Sprache für weitere Zusammenarbeit sammeln, Probleme in der Übersetzungspraxis erfassen.
Im Rahmen des eintägigen Workshops konnten alle diese Themen zumindest angesprochen werden. Die Anwesenden konnten sich über bewährte Lösungen und Strategien austauschen und sind mit vielen neuen Ideen und Anregungen auseinander gegangen. Was bleibt, ist auch der Wunsch, den Austausch und die Arbeit an gemeinsamen Zielen fortzuführen und zu erweitern.
Bestandteil der Kooperation und des Festivalprogramms war eine Lesung am 22. November 2023 mit Autorin Ulrike Dotzer und ein durch Dr. Liane Klein von der Universität Greifswald moderiertes Gespräch mit Robert Kupisiński. In ihrem Debütroman „Goldener Boden“ (Europa Verlag 2023) verfolgt Ulrike Dotzer die Geschichte einer Großfamilie aus Stolp/Słupsk von 1896 bis 1956 – ein großer historischer Bogen wird umspannt. Drei Generationen stehen im Mittelpunkt – und der Beruf des Friseurs. Die Zeitläufte bescheren der Familie ein ständiges Auf und Ab, doch das Handwerk gewährt Stabilität und Wohlstand. Robert Kupisiński hat die Autorin bei ihren Recherchen unterstützt.