Heimatkunde - Robert Conrad fotografiert Greifswald in den Jahren 1984 bis 1987

Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden Architekturfotografien aus der Zeit vor und während der Greifswalder Flächenabrisse. Sie zeigen vor allem den Bereich der nördlichen Altstadt Greifswalds in der Mitte der 1980er Jahre. Den Schwerpunkt bilden neben Aufnahmen von der Steinbeckerstraße, der Bachstraße und der Hafenstraße auch andere Stadtbereiche wie die Fleischervorstadt sowie die Gegend um die Grimmer Straße und Wolgaster Straße. Bei den ausgestellten Fotografien wird es sich nicht um eine systematische Dokumentation handeln, sondern um die engagierten Aufnahmen eines empörten jungen Greifswalder Bürgers, der zum Fotoapparat griff, um den „Zerfall & Abriss“ seiner Heimatstadt aus ganz persönlicher Sicht für sich und die Nachwelt festzuhalten. Mit der Betrachtung dieser einzigartigen Fotoserie erhält der interessierte Betrachter nicht nur einen Einblick in die jüngere Vergangenheit der Stadt, er erfährt durch diese subjektive Sicht eines Einzelnen auch etwas über den damals wenig geschätzten Wert des achtbaren Beharrens auf eine eigene Meinung.

Erweitert wird das Thema Abriss und Verfall durch die Einbeziehung von Potraits. Durch diese privaten Aufnahmen erhält man einen kleinen Einblick in die alternative Szene der Bewohner der Abrisshäuser und deren damaligen Aktivitäten gegen Repressionen des DDR-Staates. Dazu wird innerhalb der Ausstellung in einem eingerichteten Projektionsraum auch ein vom Fotografen gedrehter Super-8-Film aus dem Jahr 1986 gezeigt, der das Abrissgeschehen dokumentiert und engagiert kommentiert. Um die Fotografien Robert Conrads in den Zeitkontext einordnen zu können, ist als Einstimmung für diese künstlerische Ausstellung ein kurzer historischer Rückblick auf die damaligen Ereignisse geplant. Diese begleitende Ausstellung wird im Foyer II sowohl die „offizielle“ Meinung der Printmedien, als auch die unterschiedliche Reaktion der Bürger Greifswalds in Vergangenheit und Gegenwart berücksichtigen.