Skizzen aus dem Riesengebirge

Filmpremiere: 14. Mai 2024

"In jedem Bild gibt es einen leuchtenden Punkt. Der muss allein bleiben. Man kann ihn hinsetzen, wo man will, in eine Wolke, auf eine Wasserspiegelung, auf eine Mütze. Aber wichtig ist, dass diese Lichtstärke dann an keiner anderen Stelle des Bildes wiederkehrt.“
Caspar David Friedrich

Im Sommer 1810 bricht Caspar David Friedrich mit seinem Freund Georg Friedrich Kersting zu einer Wanderung durch das Riesengebirge auf. Unterwegs entstehen Skizzen, von denen einige (vom 8., 10., 11.-14. und 17. Juli 1810) noch erhalten sind und dem Künstler als Erinnerungsstütze für die Arbeit an seinen Gemälden Morgen im Riesengebirge und Ruine Eldena im Riesengebirge dienen.

Es ist das Erlebnis der Berge – Schritt für Schritt auf den Kämmen, an den Hängen und in den Tälern erlaufen – das Friedrich in diese Werke einfließen lässt. Der Blick schweift in frühen Morgenstunden, zur Mittagszeit und in der Abenddämmerung zum Himmel hinauf, in die Tiefe der Schluchten hinab und über Bergkuppen hinweg. Den Maler scheint die Sehnsucht über den Horizont hinauszulocken.

Das Filmprojekt „Skizzen aus dem Riesengebirge“ vertraut die einzigartige Landschaft dieser Bergregion erneut der Kunst an. Welchen Ausdruck suchen sich Tanz und Musik im Wechselspiel zwischen Höhe und Tiefe, Licht und Dunkelheit, Felsen und Wasser – der Weite des Himmels und dem umsichtigen Schritt über Geröll und Schlamm?

Die Tänzerin Małgosia Suś und der Musiker und Komponist Matthias Schriefl setzen sich wie einst Caspar David Friedrich und sein Freund Georg Friedrich Kersting der Gebirgslandschaft aus und machen sich auf die Suche nach ihrem „sweet spot“, ihrem leuchtenden Punkt auf dem Weg.

Dabei setzen Gespräche über Friedrichs Werk Impulse für ihre Improvisationen. Wetterphänomene- und Gitterstrukturen begegnen dem Künstlerpaar auf der Wanderung: Nebel und Wolken drängen sich ins Bild, umgefallene Bäume und wuchernde Büsche versperren den Weg. Sie verweigern wie auf Friedrichs Gemälden den Blick in die Tiefe des Bildes. Andererseits führen häufig Blicke durch Fenster und Tore von einem verdunkelten Vordergrund des Hier und Jetzt in einen helleren Hintergrund. Sie wecken Sehnsucht nach der Ferne, der Zukunft oder gar einer göttlichen Unendlichkeit. Bilder von Höhlen und Schluchten führen dagegen aus einem lichten Vordergrund in dunklere Engen und zeugen weniger von der Sehnsucht nach Freiheit oder der Hoffnung auf Erlösung, sondern eher von schemenhaften Vorstellungen des Todes.

Fragen wie diese tauchen in den allabendlichen Gesprächen in den Bauden auf, wenn die Eindrücke der umwerfenden Landschaftsbilder noch frisch und die Gedanken adrenalingetränkt sind – beim Aufbruch im Morgennebel hingegen treten sie in den Hintergrund und die Naturgewalt des Gebirges hat das Künstlerpaar wieder … jeder Schritt fordert aufs Neue die Begegnung mit dem Staunen heraus, entlockt Małgosia den Tanz und bringt Matthias’ Trompete, Alphorn und Akkordeon zum Singen.

Caspar David Friedrich hat recht, der leuchtende Punkt sollte an keiner anderen Stelle im Bild wiederholt werden, doch unsere Wanderung erscheint uns wie eine endlose Aneinanderreihung von Bildern, Szenen, Kompositionen. Und jede scheint ihren ureigenen „sweet spot“ hervorzubringen …

Die Kunst des Films ist es, aus diesem Reichtum an leuchtenden Punkten wiederum eine eigene Erzählung zu schaffen, eine Reise an sich. Wir freuen uns, Sie mit den „Skizzen aus dem Riesengebirge“ nun auf diese Reise mitnehmen zu dürfen.

Natalie Wasserman, Dorota Makrutzki und Oliver Spatz

Die Wanderresidenz wurde durch das Kulturreferat für Pommern und Ostbrandenburg und das Kulturreferat für Schlesien in Kooperation mit dem Kulturzug Berlin-Wrocław ermöglicht, vom Pommerschen Landesmuseum begleitet und durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

Unser Dank gilt auch: Kostümkollektiv Berlin e.V., Karkonoski Park Narodowy, Krkonošsky Národní Park, FLOW LAND, Volkmar Umlauf, Robert Rient, Ewa Stróżczyńska-Wille, Dr. Birte Frenssen, Irma Weiche, Marcin Wawrzyńczak, Daniel Źródlewski.

Zum Film

de 2024 / Tanz: Małgosia Suś / Musik: Matthias Schriefl / Regie: Oliver Spatz, Natalie
Wasserman / Produktion: Kulturreferat für Pommern und Ostbrandenburg am Pom-
merschen Landesmuseum / Kamera und Schnitt: Bullhorn communications

Premiere

Im Pommerschen Landesmuseum wird der Film am 14. Mai 2024, 12.00 Uhr in voller Länge und auf großer Leinwand uraufgeführt, im Anschluss an die Kunstpause „250 Schritte zu Caspar David Friedrich".

Zum Termin

Trailer